Alte Schäferei

Gerätemuseum des Coburger Landes

Geschrieben und gesprochen von Ronja Thönnes & Elena Dietl.

Hörstation 1: Die Schafe

Horch a mol


Komm mit auf unsere Schafwanderung und höre dir die Geschichte der Arbeit des Schäfers mit den Schafen und dem Schäferhund an. Hier erfährst du viel über den Alltag des Schäfers mit den Tieren.

Zur schriftlichen Fassung dieser Audio-Datei geht es hier.


Lies a mol

"Bunte" Schafe schienen auszusterben, doch mittlerweile führen Schäfer auch wieder solche Tiere mit. Die Wollfarbe spielt heute eine untergeordnete Rolle. Im Fokus stehen die Rolle der Schafe als Landschaftspfleger und Fleischlieferant. Die Textilindustrie bezieht die Rohwolle hauptsächlich aus Übersee. Die Wolle der dort gehaltenen Merino-Wollschafe ist weich und nicht so kratzig.

Wer kennt nicht das Coburger Fuchsschaf als DIE Schafrasse unserer Region? Doch weit gefehlt. Rotwollige Schafe mit einem "goldenen Vlies" gab es bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts in vielen europäischen Mittelgebirgen, ja sogar in Nordafrika oder Nordamerika kamen sie vor. Die Schafe waren genügsam und ihre Wolle schlicht. Als in den 1920 und 1930er Jahren vermehrt auf Fleischleistung gezüchtet wurde, verschwanden die alten Schläge. So nannte man die in ihrer Erscheinungsform ähnlichen Schafe einer bestimmten Region, als es noch keine Rassenreinzucht gab. Außerdem bevorzugte die wollverarbeitende Industrie verstärkt weiße Wolle. Sie konnte verläßlicher mit dem immer gleichen Farbton gefärbt werden. 

So verschwanden nicht nur die roten, sondern auch schwarze, braune oder gefleckte Schafe zugunsten des Merinolandschafs, dem bis heute am häufigsten gezüchteten Nutzschaf. Es ist eine sogenannte Mehrnutzungsrasse und wird neben seiner Wolle vor allem wegen seines Fleisches geschätzt. Auch die Ahorner Herde bestand in den 1930er Jahren ausschließlich aus diesen Schafen.

Das Coburger Fuchsschaf ist historisch also gar nicht so einzigartig und allein typisch für das Coburger Land. Statt dessen geht es als "richtige" Rasse zurück auf den Schäfer- und Tuchmachermeister Otto Stritzel. Er suchte zu Beginn der 1940er Jahre ein robustes Schaf, daß auch in den höheren Lagen seiner Heimat, dem Fichtelgebirge, gut gedeihen konnte.

Stolz präsentiert Gottfried Neubert einen Merinolandschaf-Bock.Stolz präsentiert Gottfried Neubert einen Merinolandschaf-Bock.

Heute ist das Coburger Fuchsschaf in ganz Deutschland verbreitet und fungiert als tierischer Botschafter unserer Heimat.

Außerdem suchte er eine geeignete heimische Wolle, um daraus Tweed-Stoff nach englischem Vorbild zu weben. Er machte sich auf die Suche nach verbliebenen rotwolligen Schafen, begann mit ihnen seine Zucht und selektierte auf ein einheitliches Erscheinungsbild: die rotbraune Färbung von Kopf und Beinen und rotmelierte Wolle. 1966 wurde das Coburger Fuchsschaf als Landschafrasse von der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft anerkannt. 


Schriftliche Fassung der Audio-Datei

Du befindest dich gerade beim Zaun der Schafweide.

Ich bin der Schäfer Gottlieb Neubert. Ich lebe und arbeite in der Schäferei in Ahorn und kümmere mich um die Schafe. Die Schafe gehören dem Schlossherrn. Er hat mich in der Schäferei angestellt und über meine Arbeit mit den Schafen möchte ich euch jetzt etwas erzählen.

Sobald das Wetter es zulässt, ziehe ich mit den 500 Landschafen und meinem Schäferhund auf die Wiesen. Dort weiden die Schafe und fressen das Gras. Dadurch wird das Gras kurzgehalten und die Pflanzen können wachsen. Durch ihre Größe können die Schafe auch schwer zugängliche Stellen erreichen und beweiden. Es ist wichtig, dass die Tiere die Wiesen mit ihrem Kot und Urin düngen. Dadurch werden die Wiesenflächen gepflegt. Damit die Schafe nachts auf den Weiden verweilen und die Beweidung erleichtert wird, muss ich mit viel Material einen Zaun aufbauen. Wichtig ist, dass die Fläche groß genug für die vielen Schafe ist. Dafür muss ich diesen Zaun dann alle zwei bis drei Stunden versetzen. So kann sich der Dünger der Herde gleichmäßig verteilen. Der Zaun beschützt auch die Schafe vor möglichen Fressfeinden.

Die Aufgabe meines Hundes ist es, während unserer Wanderung die Schafe zu hüten und zu bewachen. Eigentlich sind wir den ganzen Tag über in Bewegung und wandern von Weideplatz zu Weideplatz. Für Zwischenpausen suche ich schattige Plätze, wo die Schafe sich ausruhen und wiederkäuen können.

Wenn im Frühjahr dann das Gras gewachsen ist und die Schafe über den Winter dickes Fell bekommen haben, merke ich, dass es Zeit ist, die Schafe zu scheren. Es ist eine schwere Arbeit und ich brauche viele Hilfsarbeiter. Dafür brauchen wir dann sogar zwei Wochen, bis alle 500 Schafe geschoren sind. Dadurch, dass es im Frühjahr dann noch kalt ist, wird es für uns noch anstrengender. Die geschorene Wolle wird dann genutzt für wärmende Kleidung.


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    Der Blick zum Schloss Ahorn

Info zum Audioguide
Das Coburger Freilichtmuseum zum Mitmachen hat im Sommersemester 2024 Studierende der Hochschule eingeladen, den Alltag der Menschen, die hier früher gelebt haben, akustisch erlebbar zu machen. Rings um den 300 Jahre alten Schafstall haben sie sich auf die Suche nach dem früheren Arbeits- und Lebensalltag der Schäferfamilie und ihrer Tiere gemacht.
Der Audioguide macht an zehn Hörstationen erlebbar, wie ihr Alltag vor hundert Jahren aussah. Die Studierende der Sozialen Arbeit und der Betriebswirtschaft haben ihnen ihre Stimmen geliehen und dabei auch Erfahrungen aus unserer heutigen Welt einfließen lassen
Das Seminar wurde von dem Kulturwissenschaftler Prof. Dr. Christian Holtorf und der Sozialpädagogin Beate Weigle M.A. geleitet und von Museumsleiterin Dr. Chris Loos beraten.

Alte Schäferei - Gerätemuseum des Coburger Landes
Schäferei 2 | 96482 Ahorn

Öffnungszeiten 2024
Ab 28. März bis 3. November 2024: Dienstag bis Sonntag sowie an Feiertagen: 14-17 Uhr

Über den Winter ist unser Museum geschlossen.

Eintritt
Erwachsene 3 Euro, Ermäßigt 2 Euro, Kinder bis 6 Jahre frei, Kinder bis 12 Jahre 2 Euro
Führungen für Gruppen 30 Euro (zzgl. Eintrittspreise)

Bürozeiten
Mo-Fr von 9-12 Uhr 

Kontakt
Museum: 09561/1304
info@schaeferei-ahorn.de
susanne.meye@schaeferei-ahorn.de

Gaststätte Schäferstuben
www.gasthaus-schaeferstuben.de
09561/28939

Kindergeburtstag ...
... in der Schäferei? Hier finden Sie für jede Altersklasse das passende Programm.


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Seit Juli 2016 unterstützen uns die Mitglieder des Fotoclubs Coburg e.V. mit fotografischen Impressionen. Wir sagen danke!

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