Geschrieben und gelesen von Jessica Brösel.
Hörstation 2: Blick zum Schloss Ahorn
Horch a mol
Der folgende Audioguide „Schlossblick“ beinhaltet die Arbeitsbeziehung sowie das Verhältnis zwischen dem Gutschäfer, Gottlieb Neubert, und dem Gutsherrn von Ahorn.
Lies a mol
Gottlieb Neubert mit seiner Herde am gegenüberliegenden Sandberg. Im Hintergrund ist das Ahorner Schloss zu sehen.
Die Ahorner Schäferei ist auf’s Engste mit Schloß und Gut Ahorn verbunden. Sie wurde wahrscheinlich schon im 12. Jahrhundert von den Ahorner Schloßherren gegründet. Ursprünglich befand sich die Schäferei nicht an diesem Standort, sondern am gegenüberliegenden Sandberg, nördlich des heutigen Ortskerns und oberhalb der Ahorner Teiche. Deren Wasserqualität litt unter den Abwässern aus der Schäferei. Das war wohl der entscheidende Grund, den Schafstall im Jahr 1713 an den heutigen Standort an der Nordseite des Hühnerbergs zu verlegen.
Die Schafhaltung war ein wichtiger Wirtschaftsfaktor im Coburger Land. Vor der Erfindung des Kunstdüngers war der Viehdung die einzige Möglichkeit, Nährstoffe in Felder und Wiesen einzubringen. Deshalb war die Beweidung der Flächen enorm wichtig für die Sicherung der Erträge. Darüber hinaus lieferte die Wolle den Rohstoff für die Coburger Tuchmacher. Ihre Zunft war die größte und zugleich älteste in Coburg.
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurde der Handel zunehmend internationalisiert. Schon damals wurde Wolle in besserer Qualität aus Australien und Neuseeland importiert. Die Erfindung des Kunstdüngers ersetzte das mühsame Ausbringen des Viehdungs. Und so verlor die einheimische Schafhaltung ihre Bedeutung. Auch in Ahorn wurde die Herde Ende der 1930er Jahre stark verkleinert, die Gebäude begannen zu verfallen. Zu seiner Rettung wurde 1970 der “Förderverein Gerätemuseum des Coburger Landes e.V.” gegründet. Er pachtete das Gelände von der Familie von Erffa und eröffnete 1978 das gleichnamige Museum, das sich heute in der Trägerschaft des Zweckverbandes Museen im Coburger Land befindet.
Hallo, ich bin Gottlieb Neubert, der Gutsschäfer, der die Schäferei in Ahorn vor einigen Jahren gepachtet hat. Der Schlossherr und ich haben gemeinsam einen festen Arbeitsvertrag ausgemacht und ich bin daraufhin, mit meiner Familie, auf die Schäferei gezogen. Seitdem leben meine Frau Barbara, meine Kinder und ich hier und arbeiten auf den Äckern, Wiesen und in den Wäldern des Gutsherrn von Ahorn. Ihm gehört fast alles hier herum.
Er hält mich für sehr gut ausgebildet, zuverlässig und selbständig. Deshalb hüte ich nicht nur meine Schafe, sondern vor allem die des Gutsherrn. Für diese Arbeitsbeziehung wurden in dem vereinbarten Vertrag Regeln und gegenseitige Pflichten festgehalten. Den überwiegenden Ertrag aus der Schafhaltung, wie zum Beispiel die dichte Wolle, das Fleisch der Schafe und den wertvollen Mist der Tiere gebe ich dem Gutsherrn wieder zurück. Im Gegenzug bekommen wir einen recht hohen Lohn und Dinge, die wir zum Leben brauchen, wie Kleidung, Getreide und Schafmilch. Barbara und die Kinder verarbeiten sie dann weiter. Unser Familienglück hängt somit auch vom Erfolg der Schafhaltung ab!
Ich bin sehr dankbar, dass ich als hochangesehener Gutsschäfer hier in Ahorn arbeiten kann. Wir können umsonst im Schäferhaus wohnen und den Garten, die Felder, das Holz sowie das Getreide nutzen. Dieses Jahr war ein wirklich sehr erfolgreiches Jahr! Gott sei Dank haben wir noch ein paar Münzen übrig und können die in unseren Sparstrumpf stecken. Das nenn' ich doch mal ein gutes Jahr für meine Familie und mich.
Info zum Audioguide
Das Coburger Freilichtmuseum zum Mitmachen hat im Sommersemester 2024 Studierende der Hochschule eingeladen, den Alltag der Menschen, die hier früher gelebt haben, akustisch erlebbar zu machen. Rings um den 300 Jahre alten Schafstall haben sie sich auf die Suche nach dem früheren Arbeits- und Lebensalltag der Schäferfamilie und ihrer Tiere gemacht.
Der Audioguide macht an zehn Hörstationen erlebbar, wie ihr Alltag vor hundert Jahren aussah. Die Studierende der Sozialen Arbeit und der Betriebswirtschaft haben ihnen ihre Stimmen geliehen und dabei auch Erfahrungen aus unserer heutigen Welt einfließen lassen
Das Seminar wurde von dem Kulturwissenschaftler Prof. Dr. Christian Holtorf und der Sozialpädagogin Beate Weigle M.A. geleitet und von Museumsleiterin Dr. Chris Loos beraten.