Geschrieben von Pia-Felicitas Büttner und Lisa Haußner. Gesprochen von Pia-Felicitas Büttner.
Hörstation 4: Der Bauerngarten
Horch a mol
Versorgung mit frischen Lebensmitteln: Vor 100 Jahren war das Beet noch viel größer und näher am Haus, denn es musste die gesamte Familie mit frischen Gemüse versorgen. Somit war es eine wichtige Lebensmittelgrundlage.
Lies a mol
Die Zaunspfähle wurden zum Trocknen von allerlei Utensilien genutzt. Vor dem Zaun steht eine Hausbank. Daneben liegt ein großer Stapel Brennholzscheite. Wer kein Holz hatte, musste nicht nur frieren, sondern konnte auch nichts kochen.
Zur autarken Versorgung eines Standorts gehört ein Garten mit verschiedensten Gemüse- und Obstsorten zwingend dazu. Der Garten der Schäferei befand sich ursprünglich näher am Haus. Auch er war mit einem Zaun eingefaßt, um allerlei freilaufendes Hofgetier fernzuhalten. Die Beete waren in der Regel nicht klar abgezirkelt, die Pflanzen wuchsen in gesunder Mischkultur und kräftigten und schützten sich dadurch gegenseitig. Ein Garten mit gut gedeihenden Pflanzen war der Stolz der Hausfrau. Auch heute noch wird der Garten gut gepflegt - aber wie stolz sind wir, dass dies heute im Ehrenamt geschieht. Überhaupt spielt das Ehrenamt in der Alten Schäferei eine entscheidende Rolle: Über einhundert Menschen engagieren sich hier in unterschiedlichster Form. Sie machen das Museum zu einem lebendigen, heiteren Ort und geben ihm seine ganz besondere und sehr persönliche Atmosphäre - einem Museum zum Mitmachen eben.
Grüß Gott! Ich bin Barbara, die Frau des Schäfers und lebe 100 Jahre vor dir. Du stehst hier gerade vor meinem kleinen Reich, dem Beet. Um das kümmere ich mich ganz alleine und versorge dadurch meine Familie. Zu meiner Zeit war das Beet noch größer und näher am Haus, sodass genügend Platz war, um Gemüse für die ganze Familie anzubauen.
Unser Speiseplan ist nicht wirklich abwechslungsreich. Jedes Jahr baue ich hauptsächlich Kartoffeln, knackige Karotten, Lauch, Kohl, Endiviensalat und Sellerie an, da diese Gemüsesorten gut sättigen. Außerdem sind sie sehr robust gegenüber Schädlingen und gut haltbar. Das Essen ist also sehr schlicht und eintönig. Oft stehen einfach Kartoffeln und Suppe auf dem Tisch.
Während des Sommers muss ich das Beet regelmäßig gießen, sodass die Pflanzen nicht austrocknen. Das Gießen ist eine sehr anstrengende Arbeit. Ich muss jeden Tag zum Brunnen laufen und das Wasser hochziehen.
Außerdem jäte ich das Unkraut und lockere die Erde. Zusätzlich muss ich regelmäßig die Schnecken auslesen. Du siehst also, die Pflege erfordert viel Geduld und Hingabe. Ich bin dann aber immer umso zufriedener, wenn die Pflanzen wachsen, weil ich dann merke, dass sich meine Mühe lohnt.
Und auch im Winter bauen wir Pflanzen an, wie zum Beispiel Feldsalat. So haben wir auch zu dieser Jahreszeit frisches Gemüse.
Mein Beet ist mit einem Zaun eingefasst, da die Rehe und Hühner dauernd versuchen unser Gemüse zu fressen.
Nach der Ernte wird das Gemüse in unserem Keller gelagert, der gleichmäßig dunkel, feucht und kühl bleibt. Das ist sehr gut, denn dadurch hält sich das Gemüse frisch und im Winter ist es vor Frost geschützt. Der Keller ist wie ein riesiger Kühlschrank.
Info zum Audioguide
Das Coburger Freilichtmuseum zum Mitmachen hat im Sommersemester 2024 Studierende der Hochschule eingeladen, den Alltag der Menschen, die hier früher gelebt haben, akustisch erlebbar zu machen. Rings um den 300 Jahre alten Schafstall haben sie sich auf die Suche nach dem früheren Arbeits- und Lebensalltag der Schäferfamilie und ihrer Tiere gemacht.
Der Audioguide macht an zehn Hörstationen erlebbar, wie ihr Alltag vor hundert Jahren aussah. Die Studierende der Sozialen Arbeit und der Betriebswirtschaft haben ihnen ihre Stimmen geliehen und dabei auch Erfahrungen aus unserer heutigen Welt einfließen lassen
Das Seminar wurde von dem Kulturwissenschaftler Prof. Dr. Christian Holtorf und der Sozialpädagogin Beate Weigle M.A. geleitet und von Museumsleiterin Dr. Chris Loos beraten.