Alte Schäferei

Gerätemuseum des Coburger Landes

Geschrieben und gesprochen von Christina Thonhauser und Sophie Schelter.

Hörstation 5: Das Schäferwohnhaus

Horch a mol


Willkommen zuhause bei Familie Schäfer. Zuhause ist es am schönsten, so heißt es. Bei der Schäferfamilie Neubert war dagegen auch der Alltag in ihrem Wohnhaus durch harte Arbeit geprägt. Lasst euch vom Schäfer Gottlieb und seiner Frau Barbara mitnehmen, auf eine kurze Reise in ihr heimisches Treiben.

Zur schriftlichen Fassung dieser Audio-Datei geht es hier.


Lies a mol

Auch das Schäferwohnhaus zeugt vom höheren Stand des Gutsschäfers. Davon konnte ein einfacher Dorfhirte nur träumen. Das Haus ist groß und aus massiven Sandsteinen errichtet. Sie hielten das Haus im Winter warm und im Sommer kühl. Mensch und Tier lebten hier unter einem Dach. Die nördliche Hälfte des Hauses diente den Menschen aus Wohnung, die südliche den Tieren als Stall.

Wetzscharten am Gewände der Haustür und an der südöstlichen Hausecke erinnern daran, daß die Hunde an die Kette gelegt wurden, wenn sie nicht mit dem Schäfer über die Wiesen zogen.

In der Stube standen die Betten des Schäfers und seiner Frau (getrennte Einzelbetten). Es gab einen großen Tisch und ein Kanapee aus schwarzem Leder. An einem Sekretär wurden Schreibangelegenheiten erledigt, Näharbeiten an einer Nähmaschine. Wärme spendete eine großer Kachelofen, der von der Küche aus beheizt wurde. Auf einer Wandkonsole direkt neben der Tür, und damit immer griffbereit, lagerten Arznei für Vieh sowie diverse Hütestecken. In der Kammer nebenan standen zuletzt fünf Betten. Oft schliefen darin jedoch mehr als fünf Hausbewohner. Die Küche war bis zur Restaurierung des Hauses in den 1970er Jahren eine Rauchküche. Hier wurde also auf einem offenen Feuer gekocht, im Rauchfang darüber wurden Schinken und Würste geräuchert. Vom Flur des Hauses führte eine Sandsteintreppe in den großen Vorratskeller, der auch im Sommer ein konstant kühle Temperatur hält. Vom Flur aus gelangte man außerdem in die Säukammer mit den Schweinefächern. Hier standen auch noch der Hasenstall und eine Hobelbank mit Werkzeug. Im Raum nebenan waren eine Kuh und Ziegen untergebracht.


Schriftliche Fassung der Audio-Datei

Es spricht Gottlieb Neubert:

Servus und Griasgott!

Schön, dass ihr da seid. Für alle die mich noch nicht kennen, ich bin der Schäfer Gottlieb Neubert. Das Haus, vor dem wir gerade stehen, ist mein Schäferhaus. Hier wohne ich mit meiner Frau Barbara und unseren Kindern. Auf der unteren linken Hausseite befinden sich Wetzspuren von unserem Schäferhund. Diesen halten wir an einer Kette aus Eisen. Mein Haus besteht aus zwei Räumen, einem Keller und der Küche. Im Eingangsbereich befindet sich eine Klappe am Boden. Diese führt in den Keller. Im Wohnraum steht der Ofen. Vor diesem sitzen wir an kalten Abenden zusammen. Auch schlafen meine Frau Barbara und ich dort. Die Kinder nächtigen im angrenzenden Zimmer. Ich kümmere mich auch in der Nacht um meine Schafe. Zum Beispiel dann, wenn Schafe lammen. Lammen bedeutet, das Schafe Lämmer bekommen. Meine Frau übernimmt dagegen die typischen Frauenaufgaben. Wie es sich eben gehört.

Es spricht Barbara Neubert:

Das stimmt, mein Mann Gottlieb hat das Sagen in unserem Haus. Er hat genug mit seiner Arbeit zu tun. Deswegen kümmere ich mich um den Haushalt und die Kinder. Aufgaben wie Wäschewaschen sind sehr mühselig. Häufig dauert der Waschvorgang mehrere Tage. Aus diesem Grund wasche ich höchstens einmal im Monat. Zum Glück besitzen wir eine Küche, in der wir die Wäsche und uns selbst waschen. Meine Mädchen unterstützen mich beispielsweise bei Tätigkeiten wie dem Einwecken von Obst und Gemüse, Kochen und Putzen. Schließlich sollen aus ihnen gute Hausfrauen für ihren zukünftigen Ehemann werden. Ohne ein fleißiges Mannsbild haben die Mädchen keine Chance auf ein gutes Leben. Ich würde meine Buben gerne häufiger in die Schule schicken. Allerdings müssen sie regelmäßig ihrem Vater zu Hand gehen. Die Sicherung des Lebensunterhalts hat nun mal Vorrang vor der Schulbildung.

Es spricht Gottlieb Neubert:

Ganz genau, Barbara. Einer meiner Söhne soll schließlich später die Schäferei übernehmen. Um Schäfer zu werden braucht es keine Ausbildung. Die Buben lernen alles, was sie brauchen, von mir. Natürlich gönnen wir uns auch mal eine Auszeit. Bei der Kirchweih im Dorf zum Beispiel. Vornerum sind die Dörfler immer freundlich zu uns. Ich weiß aber genau, dass sie mich hinter meinem Rücken argwöhnisch beobachten. Manche finden mich unheimlich und das nur, weil ich heilkundig bin. Das bedeutet, ich kenne mich gut mit Heilpflanzen und der Versorgung von Wunden aus. Schließlich ist gegen jede Krankheit ein Kraut gewachsen. Ich bin tagelang mit meinen Schafen unterwegs. Natürlich verletzt sich da mal eins oder wird krank. Deswegen muss ich das können. Doch auch die gesundheitliche Versorgung von Menschen übernehme ich zur Not. Kleinere Wunden und Zipperlein vermag ich schnell zu beheben. Meinen Gutsherren sehe ich fast nie. Er muss wohl mit meiner Arbeit zufrieden sein.


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    Der Bauerngarten

Info zum Audioguide
Das Coburger Freilichtmuseum zum Mitmachen hat im Sommersemester 2024 Studierende der Hochschule eingeladen, den Alltag der Menschen, die hier früher gelebt haben, akustisch erlebbar zu machen. Rings um den 300 Jahre alten Schafstall haben sie sich auf die Suche nach dem früheren Arbeits- und Lebensalltag der Schäferfamilie und ihrer Tiere gemacht.
Der Audioguide macht an zehn Hörstationen erlebbar, wie ihr Alltag vor hundert Jahren aussah. Die Studierende der Sozialen Arbeit und der Betriebswirtschaft haben ihnen ihre Stimmen geliehen und dabei auch Erfahrungen aus unserer heutigen Welt einfließen lassen
Das Seminar wurde von dem Kulturwissenschaftler Prof. Dr. Christian Holtorf und der Sozialpädagogin Beate Weigle M.A. geleitet und von Museumsleiterin Dr. Chris Loos beraten.

Alte Schäferei - Gerätemuseum des Coburger Landes
Schäferei 2 | 96482 Ahorn

Öffnungszeiten 2024
Ab 28. März bis 3. November 2024: Dienstag bis Sonntag sowie an Feiertagen: 14-17 Uhr

Über den Winter ist unser Museum geschlossen.

Eintritt
Erwachsene 3 Euro, Ermäßigt 2 Euro, Kinder bis 6 Jahre frei, Kinder bis 12 Jahre 2 Euro
Führungen für Gruppen 30 Euro (zzgl. Eintrittspreise)

Bürozeiten
Mo-Fr von 9-12 Uhr 

Kontakt
Museum: 09561/1304
info@schaeferei-ahorn.de
susanne.meye@schaeferei-ahorn.de

Gaststätte Schäferstuben
www.gasthaus-schaeferstuben.de
09561/28939

Kindergeburtstag ...
... in der Schäferei? Hier finden Sie für jede Altersklasse das passende Programm.


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